Über Schrödinger und Wittgenstein

Wie eine Kunst sich mit ihren Aussagen den Wahrscheinlichkeitsbehauptungen und Unschärferelationen als naturwissenschaftliche Annäherungsweisen anschließt und sich die Vorstellungen der Physik über Materie und Energie, über Raum und Zeit als Basis visueller Aussagen zu eigen macht, wird auch deutlich in drei Arbeiten auf Papier aus dem Jahr 2006, die im Zeichen des Totenkopfes Zeitlichkeit und Endlichkeit thematisieren. Mit Blick auf das Paradoxon von „Schrödingers Katze“ wird hier der Frage nach dem „zwielichtigen Tatbestand des Lebens“ (Hermann Melville) nachgegangen. Während in den Gevierten der Bilder physikalische Ereignisräume angedeutet werden, tragen sie im unteren Teil den Totenkopf als Abbreviatur einer von zwei einander ausschließender Möglichkeiten. Die Relation von Leben und Nichtleben unterliegt wie in Schrödingers Theorie also auch in Norbert Pümpels Werk einer besonderen Kategorie von Unbestimmtheit: einer „bestimmten Unbestimmtheit“[i], die als „eine komplementäre Form der Bestimmtheit“ gesehen werden muss, „nicht im Sinne einer des Dunklen, Rätselhaften, Unentscheidbaren, sondern als noch unerforschte Genauigkeit“. 

Harald Kimpel, Hamlet Syndrom: Schädelstätten, Marburg 2011

 

 

Gesamttext PDF

Die Katze Schrödingers oder das Ende der Bilder, 2006

(20060208 20060517)

Acryl, Pigment und Tusche auf Arches Bütten

152,5 x 115 cm

ausgestellt:

Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck 2019/2020

Kunstraum Innsbruck 2028/2019

Palais Thurn und Taxis Bregenz 2016

Palais Liechtenstein Feldkirch 2010

abgebildet:

Katalog Schönheit vor Weisheit, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 2019

Katalog Norbert Pümpel, Wien 2020

Privatbesitz (A)

Foto Günter König Sch 21 © Norbert Pümpel, Bildrecht Wien

Text Man kann auch ganz burleske Fälle konstruieren..., Erwin Schrödinger, 1935



INFORMATION, 2007

(20070601  20070611)

Transferschrift, Acryl, Pigment, Tusche und Kreidegrund auf Leinwand und Holz

84 x 69 cm

Privatbesitz (A)

Foto: SchLw 02 © Norbert Pümpel, Bildrecht Wien



Die Wirklichkeit ist eine Konstruktion,

Die Konstruktion ist eine Wirklichkeit, 2007

(20070529  20070607)

Diptychon

Transferschrift, Acryl, Pigment, Tusche und Kreidegrund auf Leinwand und Holz

2 x 84 x 69 cm

Privatbesitz (A)

Fotos K031 und K032 © Norbert Pümpel, Bildrecht Wien



Abbild, 2007

(20070112)

Transferschrift, Acryl, Pigment, Tusche und Kreidegrund auf Leinwand und Holz

52,5 x 42 cm

ausgestellt:

Kunstraum Innsbruck, Wir deuten sie also, und sehen sie, wie wir sie deuten, 2018/19

abgebildet:

PARNASS 03/2016

Foto: SchLw 04 © Norbert Pümpel, Bildrecht Wien



Konstruktion, 2006

(20060201  20060207)

Transferschrift, Bleistift, Pigment, Aquarell, Acryl und Autolack auf Leinwand auf Holz 

50 x 42 cm

ausgestellt:

VAI Vorarlberger Architektur Institut Dornbirn 2020

Foto SchLw 14 © Norbert Pümpel, Bildrecht Wien


Das Subjekt konstituier die Welt,  2006

(20060907  20061220)

Pigment, Wasserfarbe, Tusche, Acryl und Bleistift auf Leinwand auf Holz

52,5 x 42 cm

Foto SchLw 14 © Norbert Pümpel, Bildrecht Wien


Schrödingers "Katzenparadoxon" Originaltext

 

Man kann auch ganz burleske Fälle konstruieren. Eine Katze wird in eine Stahlkammer gesperrt, zusammen mit folgender Höllenmaschine (die man gegen den direkten Zugriff der Katze sichern muss): in einem Geigerschen Zählrohr befindet sich eine winzige Menge radioaktiver Substanz, so wenig, dass im Lauf einer Stunde vielleicht eines von den Atomen zerfällt, ebenso wahrscheinlich aber auch keines; geschieht es, so spricht das Zählrohr an und betätigt über ein Relais ein Hämmerchen, das ein Kölbchen mit Blausäure zertrümmert. Hat man dieses ganze System eine Stunde lang sich selbst überlassen, so wird man sich sagen, dass die Katze noch lebt, wenn inzwischen kein Atom zerfallen ist. Der erste Atomzerfall würde sie vergiftet haben. Die ψ-Funktion des ganzen Systems würde das so zum Ausdruck bringen, daß in ihr die lebende und die tote Katze zu gleichen Teilen gemischt oder verschmiert sind.

Erwin Schrödinger, 1935

Die gegenwärtige Situation in der Quantenmechanik,

In: die Naturwissenschaften, Jg. 23, Heft 458, 29. 11. 1935 S. 807 - 849

Substanz, 2006

(20060211  20060310)

Pigment, Wasserfarbe, Tusche, Acryl und Bleistift auf Leinwand auf Holz

62 x 52 cm

Foto SchLw 14 © Norbert Pümpel, Bildrecht Wien


Information,  2006

(20060131  20060201)

Transferdruck, Pigment, Tusche und Acryl auf Arches Bütten

51 x 36 cm

Foto Sch 07 © Norbert Pümpel, Bildrecht Wien


Katze und Quantenphysik,  2006

(20060902  20060905)

Transferdruck, Pigment, Tusche und Acryl auf Arches Bütten

51 x 36 cm

Foto Sch 25 © Norbert Pümpel, Bildrecht Wien


Ausstellung Das Bild muss nun wieder seinen Schatten auf die Welt werfen, Galerie Feurstein Feldkirch 2008 © Fotos Galerie Feurstein

Zwei Gegenstände von der gleichen logischen Form sind - abgesehen

von ihren externen Eigenschaften - von einander nur dadurch unterschieden,

dass sie verschieden sind, 2008

Wittgenstein TLP 2.0233

(20070810)

 Transferschrift, Pigment, Tusche und Acryl auf Arches Bütten

51 x 36 cm

Foto Sch 05 © Norbert Pümpel, Bildrecht Wien